Farben aus Nerchau

1834      August Hessel  gründet ein Unternehmen für den Handel mit Ton und Sand in einem Gutshof in der Grimmaischen Straße (vermutlich gegenüber dem heutigen „Neubau“block“). Später Aufbereitung und Handel mit Farben sowie Vertrieb von Petroleum .

1852      Friedrich und Carl Hessel (Brüder von August) übernehmen den Betrieb und verlagern die Produktionsstätte in das stillgelegte Brauereigebäude und Grundstück neben dem Gasthof „Zum Goldenen Stern“  Das Unternehmen firmiert jetzt als

Farbenfabrik Friedrich & Carl Hessel

1867      Kauf einer Grube bei Döbeln und Abbau sogenannter „Grünerde“ zur Farbherstellung

1875      Richard Hessel übernimmt von seinem Vater bzw. Onkel die Firma, in der er schon Jahre als Handlungsgehilfe tätig war.

1880      Produktion von Erdfarben, Tapetenfarben und Malerfarben

1886      Gründung der Lackfabrik Hessel, Foll & Co. in der heutigen Richard-Hessel-Straße

1891       Umwandlung der Farbenfabrik  in eine Aktiengesellschaft

Farbenwerke Friedrich & Carl Hessel AG

1906      Großfeuer  zerstört große Teile des Werkes

1929      Weltwirtschaftskrise: Belegschaft sinkt von 150 auf 50 Arbeiter und Angestellte

1945      Teile des Werkes sind völlig zerstört

1946      Volksentscheid des Landes Sachsen führt zur Enteignung der Nerchauer Farbenfabriken.

Damit endet  das Unternehmen als Familienbetrieb der Familie Hessel und wird zum Volkseigentum erklärt.

VEB Vereinigte Farben- und Lackfabriken Nerchau

1949      (bis 1952) Bau einer Eisenoxidpigmentanlage mit 8 Oxydatoren und einem hohen Gebäude für die Eisenoxidrot- und Eisenoxidgelbproduktion

Das neue Wahrzeichen der Stadt wird 1952 stilisiert in ein neues bis 1990 gültiges Stadtwappen für Nerchau übernommen.

Mit der neuen Produktion ergaben sich wesentliche Veränderungen in den Transport- und Umschlagprozessen für Rohstoffe (u.a. Rohbraunkohle und Eisen- /Stahlschrott), Säuren, Laugen sowie Brauch- und Abwasser, die die Investitionstätigkeit der folgenden zehn Jahre bestimmten.

1956      Bau eines Gleisanschlusses für das Werk.

Bis dahin wurden die per Bahn angelieferten Massengüter mit den kompletten Eisenbahnwagen auf dem Güterbahnhof vom Gleis auf einen Straßenroller (Culemeyer) gezogen, durch die Stadt ins Werk transportiert, dort entladen und die leeren Wagen auf dem Güterbahnhof wieder auf das Gleis gesetzt.

1958      Explosion und Großbrand in der Eisenoxidrotanlage

1959      Bau der Rückhaltebecken für Eisenoxide und der Neutralisationsanlage sowie einer neuen Brauchwasserleitung von der Mulde zum Werk

1960      Bau eines Werkstatt- und Bürogebäudes (eines der wenigen Gebäude, die heute noch existieren)

1962      Betonierung der Betriebsstraßen, um mit Gabelstaplern den Palettenverkehr zu ermöglichen

1965      Bau der Eisenoxidschwarzanlage

1967      Bau des Pigmenttechnikums

1969      Die Produktionsstätten in Nerchau werden ein Betriebsteil von

VEB Kali-Chemie Berlin

1969      Rekonstruktion des Heizwerkes und Bau eines neuen Schornsteins mit einem 200 m3 Wasserhochbehälter

1984      Produktion von Dispersionsanstrichstoffen

1986      Industrieversuchsanlage für synthetische Eisenoxidpigmente

1990      Stilllegung der Produktion im Hauptwerk.

Der überwiegende Teil der Belegschaft wird in die Arbeitslosigkeit entlassen. Teile der Verwaltung,  der Werkstätten und Labors werden in den weiterhin (zum Teil bis heute) produzierenden Betriebsteil in der Nordstraße (heute Richard-Hessel-Straße)verlegt.

Versuche der Treuhandanstalt in Berlin zur Privatisierung und Wiederaufnahme einer Produktion scheitern.

1994      (bis1996) weite Teile des Hauptwerkes werden beräumt, um die Neuansiedlung von Industrie zu ermöglichen, was aber nicht gelungen ist.

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